Castor Seeds Rizinus Samen

Ricinus

RICINUSÖL

Ölgewinnung

Aus den geschälten Samen des Ricinus communis L., die einen Ölanteil von etwa 40 – 50% besitzen, kann mit Hilfe einer mechanischen Auspressung, im Kaltpressverfahren Ricinusöl gewonnen werden. Anschließend sollte dieses gewonnene Öl jedoch noch einer Raffination unterzogen werden, um zu verhindern, dass das toxische Ricin ins Öl gelangt.

Die Qualität des kaltgepressten Ricinusöls ist zwar besser, aber es besteht auch die Möglichkeit einer Heißpressung der geschälten Ricinussamen, welche den Vorteil bietet, dass der Auspressgrad ertragreicher ausfällt. Hierfür werden die Samen vor dem Pressen erhitzt und einer Schneckenpresse zudosiert. Es entstehen somit Truböl und Ricinuspresskuchen. Allerdings sind nach der Pressung ca. 10% Öl im Presskuchen enthalten, weshalb nun noch eine Extraktion mit Hexan, Heptan oder einem Hexan-Heptan-Gemisch erfolgen kann, um eine noch größere Menge an Öl zu gewinnen. Nachdem dann auch noch die Lösemittel aus dem Extraktionsrückstand entfernt werden, sind im Ricinusschrot nur noch circa 1% Öl zu finden.

Anschließend an beide Herstellungsmethoden erfolgt eine Raffination des gewonnenen Öls. Die Raffination besteht aus einer Entschleimung, einer Entsäuerung und einer anschließenden Wasserdampfbehandlung des Öls. Hierdurch verbleibt das toxische Ricin im Presskuchen und ist nicht mehr im Öl enthalten, weshalb dieses nun für therapeutische Zwecke anwendbar ist.

Will man noch die enthaltenen Proteinreste aus dem Öl entfernen, so erfolgt das so genannte Degumming, welches aus einem Zuführen von 3-5% Wasser, einem Erhitzen auf 70 – 80°C und einer anschließenden Wiederabtrennung des Wassers mit Hilfe Zentrifugation, besteht. Weiter kann man freie Fettsäuren mit Hilfe eines Einsatzes einer alkalischen Lösung eliminieren, muss hierbei jedoch die Tendenz von Ricinusöl zur Emulsionsbildung beachten. Darüber hinaus gelingt durch eine Behandlung des Öls bei einer Temperatur bis etwa 80°C und dem Zusatz von geringen Prozenten an oberflächenaktiven Tonmineralen eine Aufhellung und Entfärbung; dunklere Qualitäten erhält man dagegen mit wenigen Prozenten an Aktivkohle. Schließlich kann durch eine Erhitzung in dünnen Filmen im Vakuum (Dünnschichtverdampfer), kurzfristig auch bis 230°C, noch der größte Anteil an flüchtigen Verbindungen und Geruchsstoffen entfernt werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Presskuchen, die bei der Ölgewinnung ´von Samen und Kernen verschiedener Pflanzen entstehen, ist der unbehandelte Ricinuspresskuchen trotz seines hohen Eiweißgehalts nicht für die Tierfutterherstellung verwendbar. Hierfür muss er erst einem Verfahren unterzogen werden, in dem alle im Presskuchen enthaltenen Giftstoffe (v.a. Ricin und Ricinin) und Allergene entfernt werden. Unbehandelter Presskuchen aus der Pressung und Extraktionsschrott aus der  Extraktion werden normalerweise zu Stickstoff-Dünger (Ricinusschrot) weiterverarbeitet.

Eigenschaften und Haltbarkeit

Ricinusöl besitzt eine klare, fast farblose bis gelbstichige Farbe und bildet eine brennbare und dickflüssige, viskose Flüssigkeit.

Der schwache, aber charakteristische Geruch dieses Öls erinnert an feuchtes Papier und riecht leicht krautig und holzig.

Es ist zwar fast geschmacklos, weist  jedoch trotzdem einen charakteristischen, etwas unangenehmen Geschmack auf. 

Der Erstarrungsbereich befindet sich bei diesem Öl zwischen etwa -13 bis -20°C, der Schmelzpunkt bei ca. -5°C und der Flammpunkt liegt bei ca. 229°C. Außerdem zählt es zu den Ölen mit der höchsten Dichte und ist, da es sich bei etwa 250° C bereits zersetzt, nicht destillierbar. Weitere Eigenschaften des Ricinusöls sind, dass es zur Gruppe der nicht-trocknenden Öle gehört, da es an der Luft zwar verdickt, jedoch nicht in dünnen Filmen härtet, und wegen seines hohen Anteils an Hydroxyfettsäuren eine hohe Polarität besitzt und deshalb in Ethanol gut löslich, mit aliphatischen Kohlenwasserstoffen aber nur schwer mischbar  und fettunlöslich ist.

Ricinusöl enthält neben etwa 80 – 85% Tririglycerid der ungesättigten Ricinolsäure (bzw. auch Tricinolein genannt) auch weitere Glyceriden verschiedener C18 -Fettsäuren und mehrere flüchtige Verbindungen (u.a. Essigsäure, Heptanal, Oktan, Hexanal, Stryen, alpha-Pinene, Propensäurebutylester, …). Die Fettsäurezusammensetzung des Öls unterteilt sich in etwa 77 – 83% Ricinolsäure, ca. 3 – 5% Linolsäure, etwa 4 – 9% Ölsäure, und auch 1 – 2% Palmitin – und 1 – 3% Stearinsäure. Daneben lassen sich noch geringe Mengen an Vaccensäure. Alpha-Linolsäure, Arachinsäure und Eicosensäure finden. Des Weiteren weißt Ricinusöl  einen Gehalt an freien Fettsäuren von 0,75 bis 3,0%, einen Wassergehalt von 0,25 – 0,5% und übrige Verunreinigungen zwischen 0,01 bis 0,2% auf.

Die Haltbarkeitszeit des Ricinusöls beträgt normalerweise 6 bis 8 Monate.

Verwendung

In der Pharmazie und Medizin

Dem Buch „Öle- natürlich kaltgepesst“ von Marcus Hartmann und dem Buch „Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle“ kann man entnehmen, dass (raffiniertes) Ricinusöl im Bereich der Pharmazie und Medizin vielfältig zu verschiedenen Zwecken zum Einsatz kommt.

So dient es zum einen als erfolgreiches Abführmittel (Laxans) bei Verstopfung oder zur beschleunigten Darmentleerung und zum anderen, wegen seiner vergleichsweise hohen Polarität, als gutes Lösungsmittel für viele Arzneimittelstoffe. Des Weiteren lässt sich Ricinusöl aufgrund seiner hohen Viskosität und der geringen Bereitstellung von Nährboden für Mikroorganismen gut als Zusatz für Augentropfen einsetzen. Außerdem wird dieses Öl häufig für Injektionszwecken genutzt, um lipophile Arzneistoffe, die nicht peroral zugeführt werden können, zu verabreichen. Vor allem Sexualhormone mit Depotwirkung werden in Form öliger Lösungen (Ampullen i.m.-Applikation) verwendet. Schließlich findet Ricinusöl auch topisch Verwendung. Eine positive Eigenschaft des Ricinusöls besteht in dem sehr guten Eindringungsvermögen in die Interzellularräume der Hornhaut. Deshalb können mit der Hilfe dieses Öls bei äußerer Anwendung Schuppen, Narbenbildungen, Altersflecken und Hämorrhoiden behandelt werden. Auch im Bereich der Dermatologie findet es, als Emolliens, ein Einsatzgebiet. Eine weitere positive Eigenschaft des Öls ist die Bildung eines mechanischen Schutz gegen Wasser und hydrophile Schadstoffe. Unter dieser Schutzdecke können Schrunden und Frissuren schneller heilen. Außerdem wird Ricinusöl, aufgrund seiner guten Löslichkeit in Ethanol, gerne als Fettzusatz bei Kopfspiritus und anderen alkoholischen Externa eingesetzt. Zudem können auch Warzen und Ringelflechten mit diesem Öl behandelt werden. Darüber hinaus wird dieses Öl manchmal auch in der Geburtshilfe als „Wehencocktail“ verabreicht, um die Geburtswehen einzuleiten. Zurzeit wird außerdem ein Einsatz von Rizin, das in Ricinusöl vorkommt, wegen seiner zytostatischen, also wachstumshemmenden Wirkung auf Krebszellen in der Tumor-Therapie geprüft.

In der Volksmedizin

In der Naturheilkunde kommt Ricinusöl u.a. zur Linderung von Brustentzündungen, zur Lockerung von versteiften Arthritisgelenken, zur Erhöhung der Funktion gestauter Lymphdrüsen und zur Stärkung des Immunsystems zum Einsatz. Des Weiteren soll dieses Öl Herpeserkrankungen lindern und Spasmen und Stockungen im Unterleib aufheben können. Außerdem sollen heiße Ricinusölauflagen einen positiven Einfluss auf Colitis und Geschwürbildung haben und auch das Verdauungssystem anregen.

In der Kosmetik

Ricinusöl kommt im Bereich der Kosmetik aufgrund seiner hohen Viskosität und seiner guten Löslichkeit in Ethanol häufig in Produkten vor. So kommt es oft in Haarbrillantinen, Haarpflegemitteln und in Wimperntusche vor und ist außerdem in Badeölen mit Emulgatoren gegen trockene Haut zu finden. Zudem kann dieses Öl gut in Zwischenzellräume, z.B. von Hornhaut, eindringen und wird deshalb gerne zur Behandlung von Schuppen, Narben, Altersflecken und Hämorrhoiden verwendet. Auch zur Heilung von Schrunden und Fissuren kann es beitragen, da es einen mechanischen Schutzfilm gegen Wasser und wasserlösliche Schadstoffe bildet. Darüber hinaus dient Ricinusöl als Grundstoff für die Herstellung von Lippenstiften, Kosmetika und Shampoos, wobei besonders das im Öl enthaltene Triricinolein wegen seiner rückfettenden und geschmeidig machenden Wirkung für Haut und Haar von Bedeutung ist.

In der Technik

In sehr vielfältiger Weise kann Ricinusöl im Bereich der Technik eingesetzt werden. So wird es beispielsweise zur Herstellung von Seifen, Farben, Färbungen, Tinten, Wachse, Poliermittel und des kaltbeständigen Plastiks verwendet. Des Weiteren für die Produktion von Nylon, pharmazeutischen Produkten und Duftstoffen. Wichtig ist dieses Öl auch als Schmiermittel für Motoren (z.B. in Düsentriebwerken) oder als Bremsflüssigkeit, da es den Vorteil hat, dass es eine gleichbleibende, von der Temperatur weitestgehend unabhängige Viskosität besitzt. Auch der Einsatz des Ricinusöls als natürliches Polyol für Polyurethankunststoffe ist von wesentlicher Bedeutung. Dieses Öl stellt nämlich das einzige Pflanzenöl dar, das in größeren Mengen verfügbar ist und von naturher die nötige OH-Funktionalität besitzt, um mit Di- oder Polyisocyanaten zu Polyurethanpolymeren reagieren zu können. Diese werden dann u.a. für PU-Schäume (z.B. Polster, Matratzen, Bauschäume), Gießharze und Klebstoffe verwendet. Ricinusöl stellt außerdem ein gutes Bindemittel für Lacke und Farben, Firnis, Linoleum und Druckfarben dar. Zudem gilt Ricinusöl als gutes Ausgangsmaterial für Polyamide und Polystyrole und eignet sich zur Darstellung von Sebascinsäure, welches in Weichmachungsmitteln angewandt wird. Darüber hinaus dient es zur Produktion von Türkschrotöl, welches in der Textilindustrie aufgrund seiner Benetzungseigenschaften und Emulgierbarkeit gerne als Färbemittel (Beize) eingesetzt wird. Und auch in Badeölprodukten ist dieses zu finden. Des Weiteren kann Ricinusöl, wenn es zuvor umgeestert wird, bei der Herstellung von Biodiesel behilflich sein. Durch eine pyrolytische Zersetzung zu Heptanal und Undecensäure dieses Öls, dient es auch zur Herstellung von Geschmacks- und Geruchsstoffen sowie für die Behandlung von Pilzinfektionen und gegen Hautparasiten im Bereich der Medizin. Wird Undecensäureester weiterverarbeitet, so entsteht daraus ein wichtiges Polyamid, das als Hochleistungskunststoff für Fasern und verschiedene technische Anwendungen in Beschichtungen, Kabeln und Automobilen, dient. Schließlich kann man noch Polyester aus Rizinusöl gewinnen. Hierfür lässt man die Monomeren Zitronensäure und Rizinolsäure unter Polykondensation miteinander reagieren, so dass sich ein Ester bildet, aufgrund dessen das Produkt als Polyester bezeichnet wird. Da Wasser bei der Esterbildung abgespalten wird, entsteht schließlich ein bräunliches, klebriges, wasserunlösliches Harz.

Der Ölkuchen und der Schrot, die bei der Ölpressung als Koppelprodukte entstehen, werden nach der Entgiftung durch Hitzeinaktivierung oft bei der Herstellung von Tierfutter oder organischen Düngern eingesetzt.

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Neben den eigenen, durch Pressversuche erworbenen Erkenntnissen wurden zur Erstellung des Artikels folgende Quellen verwendet:

  • Öle, natürlich kaltgepresst, Basiswissen & Rezepte, Marcus Hartmann, Hädecke, 2008
  • Heilende Öle, Pflanzenöle als Nahrungs- und Heilmittel, Neue Erkenntnisse, Günter Albert Ulmer Verlag Tuningen
  • Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle, Krist, Buchbauer, Klausberger, SpringerWienNewYork, 2008
  • www.wikipedia.de
  • en.wikipedia.org